In der Zeit: Das Wort ist Mensch geworden
Die drei Geburten | Gerrit BalonierDie drei Geburten aus einer Weihnachtspredigt von Johannes Tauler (ca.1300 bis 1361)
Wir feiern am Weihnachtstage in der Christenheit eine dreifache Geburt, aus der jeder Christ in Dankbarkeit und Freude Erquickung, Trost und Wonne schöpfen sollte:
Die erste und höchste Geburt ist die, dass der Vater im Himmel seinen eingeborenen Sohn in göttlicher Wesenheit und persönlicher Unterscheidung gebiert.
Die zweite Geburt, die wir heute feiern, ist die Geburt Jesu in rechter Lauterkeit.
Und die dritte Geburt besteht darin, dass Gott täglich und stündlich in jeder guten Seele geistig geboren wird.
Die erste verborgene Geburt geht in der dunklen unerkannten Gottheit vor sich. Die zweite ist zum Teil erkennbar, zum Teil unerkennbar. Die dritte meint jene, die jeden Augenblick in der Seele geschehen kann und soll, wenn sie sich gelassen und liebevoll Gott zuwendet; dann geschieht diese Geburt durch Einkehr und Rückkehr aller ihrer Kräfte, und in ihr gibt sich Gott ihr ganz zu eigen.
Darum sollst Du schweigen, dann kann das Wort in Dich hineingesprochen und von dir vernommen werden werden. Man kann dem göttlichen Wort nicht besser dienen als mit Schweigen und Lauschen.