Gemeindebrief von Wiebke Goebel zum Advent 2024

Liebe Gemeinde,                                                                                                                               im November 2024

die gegenwärtige Zeit ist aufgewühlt und am Beben, in der großen Welt, in Deutschland in vielen einzelnen Menschen. Wir alle sind betroffen und müssen uns mehr oder weniger aktiv damit auseinandersetzen. Die Frage ist immer wieder: Wo finde ich Orientierung, wo finde ich Halt, wo finde ich Kraft für meinen Weg? Alle Schwierigkeiten haben eines gemeinsam: sie ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich. So sind wir ständig mit unseren äußeren, aber auch inneren Sinnen auf die vielen verschiedenen Probleme der Welt und des Lebens gerichtet. Die Folge davon ist, dass viele voller Sorgen sind und/oder sich ausgelaugt und kraftlos fühlen. Das ist genau die Situation, die uns das Adventsevangelium, Lukas 21,26 schildert: …Die Menschen werden die Haltekraft ihres Inneren verlieren in Furcht und in banger Erwartung alles dessen, was über den Erdkreis hereinbricht… All das geschieht, weil der Menschensohn, der auferstandene Christus, den Menschen in ihrem eigenen Inneren nahe kommen möchte. Doch die Kräfte, die den Menschen vom göttlichen Weg abbringen wollen, sind groß. Deshalb bebt unsere Welt und unsere Zeit. Das Evangelium gibt uns aber Anregungen, wie wir diese Zeit bestehen können, Lukas 21,36: …So wachet und betet allezeit, damit ihr Kraft finden möget, zu entrinnen alledem das geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohne.

Diese Gedanken und Wirklichkeiten stehen im Hintergrund zu unserem neuen Gemeinde-programm. Wie stärken wir unsere Seele und unseren Geist? Wie finden wir Kraft in unserem Beten und Anregung, wenn wir danach suchen, unsere physische Welt mit der geistigen Welt zu verbinden? Es ist die Suche nach Einheit - in aller Differenzierung - und Zusammenklang vieler Melodien und Harmonien, zu einer großen Symphonie des Lebens.

Der Dezember ist gefüllt mit der Adventszeit, die Licht in die Dunkelheit bringen möchte, um uns vorzubereiten auf die Geburt des Christuslichtes in unseren Herzen. So laden wir herzlich die ganze Familie, Großeltern, alle Alleinstehenden und Freunde zu unserem Adventsschiff und Lichterstunde ein. Die Weihnachtszeit schenkt uns göttliches Licht und Segen. In den Sternenworten finden wir Anregungen, diese Weihnachtsgaben mit in das Leben des neuen Jahres zu nehmen.

Es ist eine große, berührende Geste, wenn Könige sich vor einem kleinen Kind verneigen. Diese Demut, sich dem Kleinen, Hilflosen hinzugeben ist der Weg, selber zu einem inneren König zu werden. Im Dreikönigsfest wollen wir diese Hingabe mit allen Kindern und Erwachsenen feiern.

Die Kraft des Betens -

Beten ist die Hingabe und das Gespräch mit Gott. Es gibt viele Möglich­keiten, wie wir beten können. Manchmal finden wir im Gebet Ruhe und Kraft, aber es kann auch sein, dass wir das Gefühl haben, mein Gebet hat keinen Inhalt oder es kommt nicht an oder ich bekomme keine Antwort. Was können wir tun? Am 14. Januar wollen wir uns mit diesen Fragen beschäftigen und uns gegenseitig anregen.

Religion und Wissenschaft -

Die Podiumsdiskussion über Quantenphysik – eine neue Sicht auf Religion und Wissenschaft im November hat über 50 Menschen in unsere Gemeinde geführt. Es war ein spannender, lebendiger Abend und es entstand der Wunsch, die vielen angerissenen Themen weiter zu besprechen. So werden wir am 28. Januar eine Fortsetzung haben, in der die religiösen Aspekte mehr angeschaut werden sollen.

Am 18. März wird Herr von Donop dieses Thema auf die Menschenweihehandlung erweitern: Gottesdienst und Quantenphysik – ein neuer Blick. Er schreibt dazu:

Namhafte Pysiker wie Max Planck und Albert Einstein sprachen schon vor 100 Jahren, also fast zeitgleich mit Rudolf Steiner, von einer göttlichen Dimension alles Seins und der Unmöglichkeit, die gesamte Schöpfung und insbesondere die des Menschen als reinen Zufall abzutun. Bekannt ist ja auch der Satz: „Der Zufall ist Gott incognito.“ Wenn wir, wie nun auch namhafte zeitgenössische Physiker, aus der Sicht der Quantenphysik einen „kosmischen Geistraum“ als Ursprung alles Seins in unser Weltbild aufnehmen, dann ergibt sich daraus fast zwangsläufig ein „NEUER BLICK“ auf die Worte im Ablauf des Gottesdienstes. Müssen wir neu schauen auf Brot und Wein? Sind sie mehr als nur Symbolik oder doch realer aus der Sicht der Quantenphysik als das, was die derzeitige traditionelle Wissenschaft uns Glauben machen will? Behaupten wir da etwas dogmatisch oder bitten wird darum, dass die „Kommunion“ Teilhabe an dem „göttlichen Geistraum“ sein möge? Ist dann unsere Kirche als „Bewegung zur religiösen Erneuerung“ vielleicht ein Baustein, dem Transhumanismus als Gegenentwurf einen „Trans-Materialismus“ entgegen zu stellen?

Die Weisheit der Gnosis - Seit alten Zeiten suchen die Menschen einen Zusammenhang zwischen Gott und Mensch, zwischen Geist und Materie. Die Gnosis war eine besonders im östlichen Mittelmeerraum verbreitete Religionsbewegung, die ihre Blütezeit im 2.-3. Jahrhundert n.Chr. hatte. Ihre Lehre enthielt die Erkenntnis, dass der geistige Kern des Menschen ein Teil der göttlichen Substanz enthält. Da aber der physische Leib mit der von der Finsternis beherrschten Materie verstrickt ist, findet der Mensch nur durch die göttliche Erkenntnis Erlösung. Der Kampf zwischen Licht und Finsternis ist zentrales Thema der Gnosis. Die sich gerade bildende christliche Kirche kämpfte gegen die Gnosis, da in ihr nicht die allumfassende göttliche Macht auch Herr über die Finsternis ist. So wurde die Gnosis als Irrlehre verdammt und ausgerottet. Damit ging aber auch ihre Weisheit verloren. In den letzten Jahrhunderten wurden gnostische Manuskripte gefunden, die uns wieder einen Zugang zu dieser alten Weisheit ermöglichen. Andreas Vitt, der uns schon drei Gitarrenkonzerte geschenkt hat, wird mit seiner Musik die Gedanken der Gnosis am 18. Februar beleben.

Ein siebenfacher Blick auf die Priesterweihe -

Im Nachklang unserer großen Logos-Tagung zum Beginn des 2. Jahrhunderts der Christengemeinschaft wollen wir uns der nächsten Vortrags-Nachschrift zuwenden. Da ein Abend immer knapp für Lesen und Gespräch war, nehmen wir uns im Februar und im März an zwei Abenden dafür die Zeit.

Herzensangelegenheiten -

Im September hatten wir das erste Mal einen Gemeindetag über Herzensangelegenheiten. Wir waren eine kleine Runde. Aber die Ruhe und Zeit in drei Gesprächseinheiten über Fragen zu sprechen, die uns auf dem Herzen liegen, hat uns bestärkt, auch in diesem Programm einen Tag unseren Herzensangelegenheiten zu widmen. Wir legen ihn auf den Samstag, 15. März, vor unserer Jahresversammlung, um ihr inhaltlich den Boden zu bereiten.

Zum 100. Todestag von Rudolf Steiner -

Viele Menschen haben durch Rudolf Steiner wichtige Anregungen für ihr Leben bekommen, damals bis heute. Wir wollen einige Erinnerungen zusammentragen. Auch die Christengemeinschaft ist durch seinen Rat und Hilfe auf die Erde gekommen. In einer Gedenkstunde wollen wir ihm unseren Dank aussprechen.

„Ich danke dir, dass du mich so leidensfähig gemacht hast.“

Etty Hillesum vertraut ihren Tagebüchern ihr seelisches Ringen um Ruhe und Einklang mit sich selbst, mit der Welt und mit Gott an. Als holländische Jüdin versucht die Studentin nicht nur ihr eigenes Schicksal zu meistern, sondern auch den anderen durch ihre innere Kraft eine Stütze zu sein. Mit 29 Jahren wird sie mit ihrer Familie nach Ausschwitz deportiert und getötet.

Vorbereitung auf Ostern - Wir Erwachsenen bereiten uns durch ein bewusstes Mitleiden in der Passion auf Ostern in unserer Seele vor. Mit den Kindern säen wir das Ostergras und schmücken die Osterkerze.

So wünsche ich uns zusammen, dass wir Geist und Materie, Licht und Finsternis, Alltag und Gebet in einer höheren Einheit verbinden lernen. Zuversicht, Vertrauen und Liebe möge uns und die Welt durchdringen.

Ganz herzlich grüßt Sie zum Advent

Ihre Wiebke Goebel