Wir bauen Brücken!

Wir bauen Brücken!

Müssen unterschiedliche religiöse Bekenntnisse zu gesellschaftlicher Trennung führen? Nein, sagt der Rat der Religionen. Anhand gemeinsamer Projekte zeigt er, wie verschiedene Glaubensgemeinschaften zusammenarbeiten können – und dass sie die Stadtkultur bereichern.

Der Rat der Religionen Stuttgart wurde 2015 gegründet. Initiatoren waren die beiden Stadtdekane der evangelischen und katholischen Kirche. Einundzwanzig Mitglieder zählt die freie Vereinigung von Religionsgemeinschaften mittlerweile – eins davon: Die Christengemeinschaft.

Aus der Ordnung des Rates der Religionen:

Davon ausgehend, dass drei Viertel der Bürger:innen Stuttgarts sich zu einer Religion bekennen, im Bewusstsein, dass den verschiedenen Religionen große Verantwortung für das Zusammenleben zwischen Menschen zukommt und in der Überzeugung, dass sie einen wesentlichen Beitrag zu einem guten und friedlichen Zusammenleben leisten können und sollen, wird in Stuttgart ein „Rat der Religionen“ gegründet.

Wesentlicher Inhalt des Rates ist, dass die Mitglieder sich nicht über ihre unterschiedlichen Glaubensvorstellungen und Riten auseinandersetzen, wohl aber für die Stadtgesellschaft und die Menschen in Stuttgart gemeinsame Projekte planen und umsetzen.

Einen Antrag auf Mitgliedschaft kann jede Religionsgemeinschaft stellen, die durch eine Körperschaft oder einen eingetragenen Verein vertreten wird und mindestens 150 Mitglieder in Stuttgart hat.

An die Christengemeinschaft trat man 2018 mit einem Beitrittsangebot heran. Wir stimmten nur zu gerne zu! Seitdem treffen wir uns vier Mal im Jahr für die regulären Sitzungen und arbeiten an zahlreichen Projekten zusammen.

„Meine ganz konkrete Erfahrung, seitdem wir Teil des Rates sind, ist, dass sich mein Weltbild unglaublich erweitert hat.“
Martin Merckens

So haben wir den Tag der Religionen in Stuttgart ins Leben gerufen. Die beiden letzten fanden im Rathaus statt. Es gab Info-Stände der verschiedenen Glaubensgemeinschaften und ein Podiumsgespräch.

„Einig sind sich die Repräsentanten, dass es notwendig ist, sich zuzuhören und sich auszutauschen. Zauberwort: „Das Gespräch“. Der Rat der Religion will dafür ein zentrales Forum sein.“
Stuttgarter Zeitung

Oder auch unsere Handreichung zur religiösen Bestattungskultur für Bestatter:innen und Friedhofsmitarbeiter:innen. Hierin wird in kurzen, knappen Sätzen erläutert, wie die unterschiedlichen Gemeinschaften ihre Mitglieder beim Umgang mit dem Sterben begleiten. Für Krankenhauspersonal gibt es inzwischen eine Handreichung der besonderen Aspekte, die bei der Seelsorge im Krankenhaus eine Rolle spielen.

Auch in musikalischen Projekten oder internationalem Austausch ist der Rat aktiv. Ein großes Projekt war der Stuttgarter Atlas der Religionen in Zusammenarbeit mit der Stadt. Darin wird die religiöse Landschaft Stuttgarts erkundet. Mehr Informationen unter: https://ratderreligionenstuttgart.wordpress.com/stuttgarter-atlas-der-religionen/

„Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch über achtzig Prozent der Einwohner:innen evangelischen Glaubens waren, ist Stuttgart heute eine Stadt der religiösen Vielfalt (…). Über 250 Gemeinden, Gemeinschaften und Vereinigungen aller größeren Weltreligionen sind hier vertreten“.
Mäding, Marbach,  Schmitz-Veltin, aus dem Stuttgarter Atlas der Religionen

Unsere Arbeit gründet sich auf Artikel 4 Grundgesetzes, welches in Deutschland ja einen hohen Stellenwert besitzt.

Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
Artikel 4 (1,2)

Bei unseren Sitzungen sind wir immer bei einer der Mitgliedsgemeinden zu Gast – so lernen wir uns auch vor Ort kennen und in der Regel gibt es eine Einführung in die jeweilige Gemeinde und die Besonderheiten der Gemeinschaft. Auch bei uns wurde schon getagt. Steffen Barth und ich (Martin Merckens), beide Pfarrer in Stuttgart, sind derzeit Vertreter des Rates.

Am 11./12. Oktober 2026 wird Stuttgart Gastgeber des Bundeskongresses der Religionen sein. Vertreter aus zahlreichen Großstädten Deutschlands werden hierzu anreisen. Auch die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen: https://ratderreligionenstuttgart.wordpress.com/

Wir vom Rat der Religionen sind in Stuttgart mittlerweile gut vernetzt, man kennt sich. Und so freuen wir uns sehr, gemeinsam Vorbild für ein friedliches Zusammenleben in einer Stadt sein zu können.

Foto: Mikhail Balashov

Verfasst von
Martin Merckens

Geboren 1963; Pfarrer in Stuttgart Mitte
und Lenker der Region Württemberg

Das könnte Sie auch interessieren