Chronik

Die Kasseler Gemeinde wurde nach gründlicher Vorbereitung in der Adventszeit 1922 durch den Priester Richard Gitzke gegründet — nur ein Vierteljahr nach der Gründung der Christengemeinschaft (am 16. September 1922). Gitzke hatte bereits seit Ostern 1922 in Kassel gelebt und gearbeitet. Die erste Menschenweihehandlung wurde in der Wohnung von Familie Schuster im Eckpavillon der Orangerie (am Marmorbad) gefeiert. Der dafür vorgesehene Raum war entsprechend hergerichtet worden und stand für die ersten Jahre zur Verfügung.

Richard Gitzke blieb bis 1925 in Kassel. Ihm folgten verschiedene Priester, von denen einige später in der Gesamtbewegung an verantwortlicher Stelle tätig waren. Stellvertretend für diese Persönlichkeiten sei hier nur Johannes Hemleben (1924 — 1929 in Kassel) genannt.

Im Jahr 1931 kam mit Claus von der Decken erneut ein Priester nach Kassel, der zum Kreis der Gründer („Urpriester”) gehörte. Er wirkte hier bis an sein Lebensende im Jahre 1977. Während der Verbotszeit (1941 — 1945) trug er die Gemeinde innerlich weiter. Neben ihm wirkte von 1934 an bis zum Verbot Alfred Schreiber, der später gemeinsam mit Hilmar von Hinüber die Kinder- und Jugendfreizeiten ins Leben rief.

An Räumen standen hauptsächlich zur Verfügung: von 1927 an der Marmorsaal der Alten Akademie an der Schönen Aussicht und danach (1937) ein Saal in der Kölnischen Straße 54 a, der einer Freimaurerloge gehört hatte, die von den Nationalsozialisten bereits verboten worden war. In diesem Saal fanden 1938 und 1940 die Gesamtsynoden der Christengemeinschaft statt. Auf der Synode von 1938 wurde Emil Bock zum Erzoberlenker berufen.

Nach Kriegsende konnte die Arbeit gleich wieder aufgenommen werden. Die Gottesdienste fanden zunächst wieder in Wohnungen von Gemeindemitgliedern statt, hauptsächlich bei Friebe/Salzmann im Rheinweg 3, später in Baracken und Schulräumen.

Zur Unterstützung von Claus von der Decken kam im Herbst 1945 Karl Schutz als zweiter Priester nach Kassel. Er blieb und wirkte hier ebenfalls bis an sein Lebensende (1973). Seine Tätigkeit war vor allem geprägt von einer gründlichen Bibelarbeit mit eigenen Übersetzungen des Neuen Testaments und von einer erfüllten Seelsorge.

Von 1949 an hatte die Gemeinde im Hinterhaus der Friedrich-Ebert-Straße 76 einen eigenen Gemeinderaum zur Verfügung, in dem sich ein reiches Gemeindeleben entfaltete. Im Lauf der Jahre wurde aber der Wunsch nach einem eigenen Kirchenbau immer stärker. Dieser ließ sich dann in der Hansteinstraße 12 auf einem Grundstück verwirklichen, das vom Ehepaar Kolbe zur Verfügung gestellt worden war. Dieser Kirchenraum, der bis heute genutzt wird, wurde im März 1962 geweiht. Architekt war der damals noch junge Klaus Rennert, der seit seiner Zeit im Jugendkreis der Kasseler Gemeinde eng verbunden war.

Bereits im Frühjahr 1952 war Jutta Fischer (später Vietor-Fischer) gleich nach ihrer Weihe als drittes Mitglied des Priesterkollegiums nach Kassel gekommen. Sie hat das Gemeindeleben in starkem Maße geprägt. 1976 wurde ihr zusätzlich die Lenkeraufgabe für die Region Hessen übertragen, und schließlich wirkte sie auch in der Leitung der Gesamtbewegung mit. 1991 wurde sie in den Ruhestand verabschiedet. Von 1971 bis 1984 war Joachim Grebe Priester in Kassel.

Auch nach dem Krieg fanden wieder große Tagungen in Kassel statt: im August 1955 und zu Pfingsten 1971 (beide Male in der Stadthalle), im Mai 2004 die große Jugendtagung „Adamah”.

Zu dem Kirchenbau kamen im Lauf der Jahre weitere Bauten hinzu: Ende 1967 das Altersheim „Albert-Kolbe-Heim” in der Hansteinstraße 1, gegenüber der Kirche; 1975 der Waldorfkindergarten in der Goethe-Anlage; 1988 der Gemeindesaal „Die Tenne” in Verbindung mit dem früheren Kolbeschen Haus in der Pfeifferstraße 4. — Im April 2008 wurden die Arbeiten für eine Aufhellung und Renovierung des Kirchenraums begonnen und zum Herbst des gleichen Jahres abgeschlossen.

Gegenwärtig wirken als Priester in der Kasseler Gemeinde:
Hans-Bernd Neumann und Helge Tietz
Weitere Einzelheiten können in der 1992 verfassten Chronik der Gemeinde nachgelesen werden, die im Gemeindebüro erhältlich ist.

Verfasst von Rainer Vietor, Dezember 2007