Die Kirche

D i e_A u f g a b e

Die Baustofflichkeit soll ein Spannungsfeld eröffnen zwischen warm und kalt, rau und fein, offen und geborgen, hinfällig und dauernd, hell und dunkel. Der Zwischenraum soll blühen, der Bau selber sich zurücknehmen. Er soll lauschen. Auf das, was in und um ihn herum geschieht. Auf das Unerhörte am Altar, auf sein Licht, aber auch auf jenes der Sonne. Eine Kirche, die mehr Stall ist, als Tempel, eher Werkstatt als Palast.
In der Enge der Baulücke, mit und nicht gegen die Gegebenheiten des Ortes, einen Freiraum schaffen. Ein sinnliches Instrument erstellen zur Wahrnehmung des Übersinnlichen.

E i n_I n s t r u m e n t

Die schwere Tür zum Altarraum dreht sich auf einer Achse. Das Türblatt schwingt zugleich hinaus und hinein. Es wendet.
Durch die Flanke eintreten in den Raum. Ein nüchternes Gehäuse, aber wie wohnt da die Stille! - In diese hineingehen und dann: umgeben sein von Lichtflut und Lichtebbe, von einer Plastik des kommenden und gehenden Lichtes. Darauf lauschen – links unten im Westen drängt es herein und macht den Bretterboden zum honiggelben Floß.
Wandeln wie auf Wasser.
Im Norden taut Licht von oben herab, die monolithische Wand, sie ist doch gewiss vollständig gerade und rau betoniert, empfängt hierüber eine feine Biegung und beginnt zu schimmern. Eine Säule, mehr Stab oder Stimmstock, trägt die Decke, die hier zur Luke gen Himmel wird.
Rechts im Osten Farbverdichtung. Pures Pigment. Dunkelvioletter Grund. Davor das Wachs der Kerzen, und das Gewicht des Altars.
Daneben im Süden, eine Kerbe, ein Durchbruch wieder zum Sonnenlicht. Und in der Leibung lagern Weihrauch, Wasser und Wein.
Ein Wort von Celan stellt sich ein: "Fern allen Himmeln, nah allen Himmeln, wie wacht es sich da, wie tut sich die Welt uns auf, mitten durch uns... O, diese wandernde Leere gastliche Mitte" - Wir sind in einem Raum, der die Mitte im Sinn hat, ohne sie zu fixieren. Er lässt sie sich ereignen.
Wie war das gewesen beim Einbiegen in die Turnstraße? Kein Kirchturm, kein Kreuz, stattdessen ein Rostrot, warm und erdig, hineinragend in den Luftraum der Straße. Ein hoher Kasten, der etwas birgt, sein Inneres vor äußerem Einblick bewahrt. Unter diesem Kirchenschiff dann aber nichts als Durchblick! Ein Foyer, das die Straße verbindet mit dem Baumhof ganz hinten. Der wieder ein anderer Hort der Ruhe. Steinsetzungen im Kiesbett, Weißdorn, Gräser und Farne. Von dort sickert ein wenig Tageslicht in die Krypta.
Der Gegenpol hierzu auf dem Kirchendach. Terrassen mit Horizontblick. Und zwei helle Räume fürs Gespräch.
N.Schaaf

B i l d e r_d e r_K i r c h e

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