Mitteilungen

Tübingen, 25.5.2023

Liebe Gemeinde,


Mit Pfingsten treten wir in den dritten großen Festbereich, der dem Heiligen Geist zugeordnet ist. Es heißt im „Credo“: „Durch ihn – den Christus – kann der heilende Geist wirken“. Es ist ein Weg vom Erleben zum Erwachen. Das Erwachen beginnt schon bei den Jüngern, die nach Emmaus gingen und den Auferstandenen als einen Weggefährten erlebten: „Brannte nicht unser Herz in uns bereits, als er auf dem Wege zu uns sprach und uns den Sinn der Schriften erschloss?“ (Lk 24,32). Das eigentliche Erwachen ereignete sich am 50. Tag nach der Auferstehung, am Tag, der Pfingsten genannt wird: „Und sie wurden alle vom heiligen Geiste erfüllt und begannen in fremden Zungen zu sprechen; jeder sprach das aus, was der Geist ihm eingab.“ (Die Taten der Apostel 2,4). Vom Geist erfüllt sein bedeutet auch die Erhebung des Menschen zum höheren Sein. Und so meinen wir mit dem Pfingst-Erwachen die Erhebung des Menschen zum höheren Sein. Ist dann alles gut und schön, wenn wir erhoben sind? Kann man dabei von Glückseligkeit sprechen? Es kann sicher ein erhabenes Gefühl der Glückseligkeit entstehen, aber nicht nur. Es wird nicht alles nur gut und schön. 

Das Erwachen hat als eine Vorstufe, die das Gegenteil zum Wachsein ist – den Schlaf. Für das geistige Erwachen wäre es der Geistesschlaf. Oft werden wir durch das Leben wach gerüttelt. Wenn ein geliebter Mensch stirbt, können wir z.B. für seine Intentionen und das Schicksal, das uns miteinander verbunden hat, erwachen und diesen Menschen noch mehr wertschätzen. Es kann auch ein Erwachen für die Heimat, in der wir unsere Kindheit verbracht haben, für die Eltern, die uns liebevoll großgezogen haben, für die Menschen, denen wir unsere Entwicklung verdanken, sein. Das Erwachen bringt uns weiter. Es ermöglicht uns, unseren „Horizont“ zu erweitern, das Gute mit dem Herzen zu sehen, wie es in „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry so schön ausgeführt wird. 

Es kann aber auch ein „böses Erwachen“ sein. Je höher wir erhoben werden, desto mehr sehen wir auch. Ein Erwachen zeigt uns unsere Stärken, aber eben auch die Schwächen, unsere Unvollkommenheit. Es regt uns, ja treibt uns an, an uns zu arbeiten. Es kann ein großes Erwachen für die Gemeinschaften und Völkerzusammenhänge sein. Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine sagte eine Politikerin: "Wir sind in einer anderen Welt aufgewacht". Ein anderer Politiker sprach danach von einem "düsteren Tag für Europa". 

Letztendlich stellt uns ein Erwachen vor die Frage, wofür wir leben, wofür wir unser Leben einsetzen wollen. In diesem Sinne möge unser Pfingstfest - und das sich darin ausdrückende Vertrauen Gottes in uns - ein Fest des zweifachen Erwachens sein: Für unsere unvollkommenen Seiten, die wir verbessern, und für das Gute, für das wir uns einsetzen wollen.

In den drei Pfingsttagen werden wir die Weihehandlung auf Deutsch, Georgisch und Japanisch hören.

Am Pfingstmontag, den 29.5. treffen sich Menschen aus unserer Region in Winterbach. Zu diesem Fest-Treffen können alle Interessierten kommen.

Der Heileurythmie-Kurs mit Marina Zander (Tel.: 0176 - 5795 6627) wird dienstags um 19:30 Uhr fortgesetzt. Es können noch einige dazukommen.

Auch in diesem Jahr werden wir eine Tagung, diesmal im Juni, veranstalten. Die Flyer liegen in der Gemeinde aus.

Wir danken den vielen Menschen, die dieses Programm mitgestalten und unser Gemeindeleben damit in bester Weise bereichern!

Es grüßen Sie sehr herzlich,
Heike Strobl und Richard Dzidzaria