Horizonte öffnen mit Rudolf Steiner XII

Roswitha von Gandersheim: Platonischer Geist in Niedersachsen vor 1.100 Jahren

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Gemeindesaal
Horizonte öffnen mit Rudolf Steiner XII

Roswitha von Gandersheim: Man kann das 10. Jahrhundert, die Vorbereitung der vorigen Jahrtausendwende, das große niedersächsische Jahrhundert nennen, denn in dieser Zeit war Europa geprägt von einer schicksalhaft zusammengehörigen Gruppe von Menschen, die in „Niedersachsen“ (nicht ganz den heutigen Bundesländer-Grenzen entsprechend) wirkten: Als Kaiser Otto I. der Große (912-973), Otto II. (955-983), Otto III. (980-1002), dazu die bedeutende Theophanu, die nach dem Tod ihres Mannes Otto II. für ihren unmündigen Sohn als Kaiserin regierte; in Hildesheim wirkte Bernward (~955-1022) – und wie geheimnisvoll im Hintergrund stehend Hrotsvit oder Roswitha in Gandersheim (~935 – ~980). Sie gilt als erste deutsche Dichterin, verfasste geistliche Schriften, historische Dichtungen und die ersten Dramen seit der Antike. Sie war persönlich eng mit der Kaiserfamilie verbunden und prägte für lange Zeiten deren Familienstift Gandersheim. Die zugehörige Kirche ist heute noch der Mittelpunkt des Städtchens am Harzrand, die dankbare Verehrung der Bürger ist in der ganzen Stadt erlebbar.
Eine besondere Note bekam der Blick auf diese mittelalterliche Stiftsdame durch den Hinweis Rudolf Steiners (im vorletzten seiner Karma-Vorträge), dass in ihr eine Wiederverkörperung von Plato zu sehen sei. Die darauffolgende Verkörperung als Karl-Julius Schröer, Goethe-Forscher im 19. Jahrhundert, ist wiederum eine allerwichtigste Gestalt für die Biografie Rudolf Steiners selber. Das alles hat mich veranlasst, die Thematik in den Rahmen unserer Reihe „Horizonte öffnen mit Rudolf Steiner“ aufzunehmen.