Anlaufstelle für Missbrauchsfragen
Die Christengemeinschaft in Deutschland bietet mit der „Anlaufstelle für Missbrauchsfragen“ eine Möglichkeit für Betroffene, Beteiligte und deren Bezugspersonen an, sich vertraulich über Vorgänge von Übergriffen wie sexueller, seelischer und spiritueller Gewalt aussprechen zu können, die im Rahmen der Christengemeinschaft, durch deren Mitarbeiter oder durch ehrenamtliche Mitarbeiter geschehen sind.
Wer den Wunsch nach einem persönlichen Gespräch hat, kann zu einem Mitglied der Anlaufstelle Kontakt aufnehmen. Gemeinsam mit den Betroffenen wird darüber beraten, welche Schritte zur Klärung und weiteren Aufarbeitung möglich sind.
Über die Kontaktaufnahme und die Inhalte der Gespräche wird Stillschweigen gewahrt. Intern tauschen sich die Mitglieder der Anlaufstelle über jeden vorgebrachten Fall aus. Bei möglicher Befangenheit eines Mitglieds der Anlaufstelle kann von diesem Verfahren abgewichen werden. In Absprache mit den Betroffenen entscheidet das Gesamtgremium im Einzelfall über eine entsprechende Mitteilung an die Verantwortlichen in der Leitung der Christengemeinschaft. Kontaktperson in der Deutschen Lenkerkonferenz ist derzeit Joachim Paulus. Die Anlaufstelle leistet bei der Klärung von Vorwürfen Hilfestellung und gibt auf Wunsch von Betroffenen ihre Einschätzung und Ihren Rat an die Leitung. Sie kann bei der Vermittlung therapeutischer Hilfe beraten, bietet selbst aber keine therapeutische Hilfe an. Sie arbeitet weisungsunabhängig von der Leitung der Christengemeinschaft.
Die Christengemeinschaft in Deutschland stellt bei Übergriffen durch ihre Mitarbeiter folgende Hilfen zur Verfügung:
- Sie übernimmt nach Antragstellung gegebenenfalls die Kosten für 25 Stunden[1] traumaorientierte Psychotherapie und Therapie nach dem Hufelandverzeichnis bei einem Therapeuten, der über eine Traumatherapieausbildung verfügt, wenn die Zahlung durch andere Kostenträger (wie zum Beispiel Krankenkasse, Opferentschädigung o.ä.) ausgeschöpft ist.
- Auf erneuten Antrag ist die Kostenübernahme für weitere 25 Stunden möglich, im Einzelfall auch mehr.
- Sie stellt juristische Hilfe kostenlos zur Verfügung und unterstützt rechtliche Schritte gegen einen Täter.
- Sie zahlt zusätzlich im Einzelfall nach Antragstellung bis zu 2000,- Euro, wenn reguläre Therapien ausgelaufen sind.
Alle Mitglieder der Anlaufstelle sind ehrenamtlich tätig. Wir bemühen uns um zeitnahe Bearbeitung von Anfragen, bitten aber um Verständnis, wenn dies gelegentlich ein bis zwei Wochen dauern kann.
[1] Eine Therapeutenstunde kostet derzeit 100,56 Euro.
Verfahrensleitlinien bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch - 09/2021 (PDF)
Die Mitglieder der Anlaufstelle für Missbrauchsfragen:

Marcel Frank
Marcel Frank, geboren 1975, in Stuttgart-Bad Cannstatt, verheiratet, Zivildienst im Rettungsdienst, Einjährige Berufsfachschule Holz, dann abgeschlossene Ausbildung zum Orgelbauer, ein Gesellenjahr. Seit Dezember 2008 Priester in der Christengemeinschaft, zunächst in Heidenheim an der Brenz, anschließend von 2016 bis 2021 in der Gemeinde in Stuttgart-Mitte, seit Juli 2021 in Schwäbisch Hall.

André Kiep
André Kiep, geboren 1952 in Berlin, verheiratet, 3 erwachsene Kinder, Vorsitzender Richter am Landgericht a.D., zuvor zuständig für sog. Arzthaftungssachen und tätig als Güterichter in der gerichtlichen Mediation, davor tätig in Kammern für allgemeine Zivilrechtsstreitigkeiten, in einem Familiensenat am Kammergericht Berlin und in Zivil- und Strafsachen bei Amtsgerichten, jetzt Rechtsanwalt in einer Kanzlei für Medizinrecht. Mitglied der Christengemeinschaft.

Kati Kolk
Kati Kolk, geboren 1967 in Estland, Klassenlehrerin in Rosma in Südestland. Seit 2006 Priesterin der Christengemeinschaft in den Gemeinden Darmstadt, Tallinn (Estland), Öschelbronn, seit 2017 in Freiburg im Breisgau.

Dr. Julia Nürenberg
Dr. med. Julia Nürenberg: geboren 1987 in Münster, Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychothereapie, anthroposophische Ärztin (GAÄD), seit März 2022 Oberärztin an der Filderklinik.

Susanne Rivoir
Susanne Rivoir, geboren 1962, verheiratet, 2 erwachsene Söhne, fünf Enkelkinder. Ausgebildet in Biografiearbeit, Kunsttherapie und Psychotherapie (nach dem Heilpraktikergesetz) mit dem Schwerpunkt Traumatherapie, differenzierungsbasierte Psychotherapie und Paarberatung.
Literatur:
Mathias Wais: „…der ganz alltägliche Missbrauch. Aus der Arbeit mit Opfern, Tätern, Eltern“, 2008
Claudio Holland: „Soziale Auswirkungen sexueller Übergriffe“ (Vortrag bei der Logos-Tagung über den Umgang mit Grenzüberschreitungen innerhalb der Christengemeinschaft), 2023
Leseprobe: soziale-auswirkungen-sexueller-uebergriffe-leseprobe.pdf