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Betrachtung zum 3. Passionssonntag - 26. März 2023
In der Geschichte der Ehebrecherin, wie sie das Johannes‐Evangelium erzählt (Kapitel 8, 1–12), ist es bemerkenswert, dass Jesus Christus kein Wort zu dem Ehebruch selbst sagt.
An die Ankläger richtet Er eine Bitte, die nur dann erfüllt werden kann, wenn jeder von ihnen ein moralisches Urteil über das eigene Verhalten innerlich ausspricht. Die Menschen, die im Kreis um die Ehebrecherin stehen, werden innerlich in ihre Mitte gerückt und müssen vor sich selbst die Frage beantworten: „Wie beurteile ich meine Taten?“. Er sagt das so, „Wer ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.“ (Johannes 8, 7).
Zu der Frau sagt Er: „Wo sind sie? Hat dich keiner verurteilt? …. Auch Ich verurteile dich nicht. Geh deinen Weg und sündige von jetzt an nicht mehr“. Bei diesem Geschehen blieb „...Er allein mit der Frau, die in der Mitte stand.“ (Johannes 8, 9).
In diesen beiden Gesprächen – dem Gespräch der Menschen mit sich selbst und dem Gespräch der Frau mit Jesus Christus – kommt Sein Wesen, das in den Sieben „Ich Bin“‐Worten dieses Evangeliums beschrieben wird, in einer besonderen Weise zum Vorschein, nämlich als Licht: „Ich bin das Licht der Welt“ (Johannes 8, 12).
Im Licht des Christus‐Wesens steht der Mensch immer in der Mitte und kann in die Tiefen seiner Seele schauen. Nicht das Licht schaut in die Seele, sondern der Mensch. Das Licht macht es nur möglich. Auch die Schlüsse, die aus diesem „In‐die‐Seele‐Schauen“ gezogen werden, werden nicht durch das Licht gezogen, sondern durch den Menschen selbst.
In dem Maße, wie der Mensch es schafft, dieses Licht mit und in sich zu tragen, kommt er an das Leben heran.
Wir Menschen haben finstere Seiten in der Seele, und das Handeln aus diesem Finsteren heraus wirkt zerstörerisch. Wenn wir es schaffen, die Finsternis zu durchlichten, wirkt es lebenspendend.
So können wir in der Geschichte der Ehebrecherin zwei „Aufgaben“ erkennen:
− Immer wieder in uns zu schauen, um die eigenen Taten moralisch zu bewerten.
Die Taten, NICHT den Menschen! Um aus dieser Bewertung heraus weiter zu handeln.
− Uns immer wieder bewusst zu machen, dass Sein Licht‐Wesen mit uns verbunden ist.
Und dass wir aus diesem Licht handeln können, um dem Leben das Leben zu geben.
Xenia Medvedeva,
Priester in der Christengemeinschaft