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Betrachtung 2025-09 (zu Michaeli)
Wir versuchen, ein Fest zu feiern, das die Kultur um uns her – aber auch wir selbst – noch nicht in seiner ganzen Bedeutung und Größe verstehen.
Wie kann das gehen? Wie können wir dem Wesen MICHAEL, das uns durch die Erd-Entwicklung schon immer begleitet hat und es als Zeitgeist gerade in unserem jetzigen Dasein Richtung weisend tut, gerecht werden?
Wir können ja weder zurückgreifen auf alte Volkstraditionen noch auf alte Gemälde, auf denen Michael als Drachenbezwinger dargestellt wird.
Denn beide entsprechen nicht dem heutigen Wirken Michaels.
Man kann Michael heute eigentlich nur so ins Bewusstsein nehmen, wie ihn ein geist-offenes, ein ihn schauendes Bewusstsein erkennen kann.
Aus solchem sind die Worte geprägt im Michaeli-Zeitengebet. Michaels heutiger Wink bedeutet demnach: Er will uns führen zu einem „höhern Ahnen“ dessen, was zur Zeitenwende begann: Wie Tod zu neuem Leben werden kann, wie das Leben aus dem Sterben geboren werden kann.
Tot sind aber nicht bloß Leichname, Tierkadaver, Verwelktes. Tot ist auch unser intellektuelles, in die Abstraktion gefallenes Denken. Unser Gedankenleben hat sich an das Tote angelehnt, hat sich an Formelhaftes gewöhnt, verläuft in den Bahnen des Unlebendigen und wendet das im Unbelebten Gültige auf das Leben an. Es sieht den Menschen an wie einen Apparat, ja, als einen Apparat.
Der Kultus erinnert unser Denken daran, dass es im Leben des Heiligen Geistes leben könne, leben möge. Religiöse Erneuerung beginnt da. Sie beginnt im Denken. In einem Denken, in dem sich die größte Gottestat auf Erden als inneres Erlebnis neu vollzieht: Christi Tod und seine Auferstehung.
Das Michaelsfest wird immer dann anfänglich Wirklichkeit, wenn es uns gelingt, unser nur auf das Irdisch-Nützliche gerichtetes Denken zu wandeln, zu einem liebedurchdrungen und von Geist erfüllten Denken. Denken wird dann zum Beten: Es ist der Weg vom nicht nur logisch Beweisbaren zum Ewig-Wahren.
So kann das Michaelsfest, das am 29. September seinen Glockenschlag im Jahreslauf ertönen lässt, zu einem täglichen Fest werden: Wenn es ein Fest der Wahrheit wird. Mut braucht es, in unserer Zeit in der Wahrheit zu leben. Michael ist das Urbild solchen Mutes.
Bettina Wunder
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