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Betrachtung 2025-07 (zum Ende der allgemeinen Urlaubszeit )
In den letzten Wochen haben viele Menschen eine Zeit des Ausruhens, des Sammelns neuer Eindrücke, vielleicht aus einer ganz anderen Kultur, in ganz anderen Lebensräumen, erfahren dürfen.
Manche dieser Erlebnisse haben uns zum Nachsinnen angeregt, uns zum Staunen gebracht. Und so tragen wir alle diese Erinnerungen als Geschenk mit nach Hause als Erfahrung, dass außerhalb unseres kleinen Alltagshorizonts da draußen in der Welt täglich vieles geschieht, was wir nicht unbedingt in der Zeitung lesen und was sich doch ereignet – neben all dem vielen Bedrückenden, von dem man durch die Medien erfährt.
So kann man zum Beispiel, wenn man im Harz wandert, den Brocken besteigt, beobachten, wie jeder Wegabschnitt begleitet ist von ganzen Hängen abgestorbener Bäume, Fichten, die wie Pfähle in der Landschaft stehen. Das Bild, umgeben zu sein vom Tod der Natur, prägt zunächst das Landschaftsbild und legt sich lastend auf die Seele.
Wendet man den Blick dann mehr auf den Boden hin, auf den Umkreis der Verwüstung, so bemerkt man, dass überall zwischen den Totholzstangen kleine Buchen, Ahornbäume, Birken wachsen und zusammen mit Buschwerk die Landschaft wieder begrünen. Die bedrückende Stimmung verändert sich, wird lebendiger, freudiger, gewinnt Hoffnungsglanz. Denn nun ist man umgeben von Leben und erfüllt von Zuversicht, dass diese jungen Baumpflanzungen das Bild der Landschaft in den nächsten drei Jahrzehnten vom Tod in neues Leben führen werden.
Heute richtet sich das kraftvolle Bestreben der dort lebenden und für die Renaturierung verantwortlichen Menschen darauf, die Touristen wissen zu lassen: Wir haben Jahrzehnte hindurch Fehler begangen im Umgang mit unserem Wald, ganze Mischwälder in profitversprechende, aber schädlingsanfällige Fichtenforste umgewandelt – aber heute setzten wir alles daran, unserer vernetzten Natur durch neue Pflanzkonzepte die Bedingungen des Lebens zurückzugewinnen.
Als Wanderer begrüßt man diese Bemühung; man erlebt, umgeben zu sein von Todes- wie zugleich auch von Auferstehungskräften, die der vom Erkennen der Lebenszusammenhänge und von Liebe zur Kreatur geleitete Mensch hineinträgt.
Eine Reiseetappe weiter nördlich, in der Soltauer Heide, nimmt man ganz ähnliches wahr. Eine über vier Jahrzehnte von Panzern und schwerem Militärgerät plattgefahrene Landschaft ist heute durch Initiative und Einsatz vieler Menschen wiederbelebt zu einer blühenden Heidelandschaft. Einen Fußweg entfernt kommt man in eine Moorlandschaft, deren Artenvielfalt durch Torfabbau über Jahrzehnte vernichtet worden war. Heute ist diese Wüste durch Menschenhand wieder auferstanden zur Moorlandschaft; die Pflanzenwelt hat sich wieder vielfältiger ausgebildet, und etliche dort einstmals lebende Tiere haben sich wieder neu eingefunden.
Ja, das Verwüstete ist wieder auferstanden zu einem sprudelnd lebendigen Landschaftsgebiet.
Solche kleinen im Augenblick erlebten Prozesse voller Auferstehungskraft vollziehen sich vielerorts auf der Erde, neben allem Unheil. Sie zu bemerken ist nicht selbstverständlich – aber es ist möglich, und es ist wohltuend.
Überall dort, wo wir Menschen Bewusstsein in uns erwecken für das, was die Welt braucht, können sich Auferstehungsgebärden zeigen, können sich heilende Ereignisse vollziehen und erlebt werden, die die Menschheit so nötig braucht, ja: kann Ur-Auferstehung im Bild Ausdruck finden:
„Im Bewusstsein unserer Menschheit erfühlen wir den heilenden Gott“ heißt es im Zeitengebet.
Es ist SEINE heilende Kraft, die die Welt und uns Menschen verändert und neu belebt: Himmelskräfte auf Erden werden erfahrbar.
Bettina Wunder
– Pfarrerin –
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