
Herbst 2025
Liebe Gemeinde,
unser Kirchenbau hat Geburtstag. Er wird 40 Jahre alt! Zu Michaeli 1985 wurde er geweiht. Der Erzengel Michael ist Namensgeber unserer Kirche. Er ist der Geist unserer Zeit, der schweigende Engel, der auf die Ideen der Menschen baut: Von ihm geht eine Geste der Freiheit aus, die neu ist. Die große Frage an uns ist, ob wir diese Freiheit nutzen können. Kein Mensch muss mehr aus einem gruppenhaften Zwang heraus seinen religiösen Weg gehen. Es kommt auf jeden selbst an.
Viele Darstellungen des Erzengels zeigen ihn mit einer Waage. Auf die Menschheit wirken Kräfte, die sie aus ihrer Mitte, aus dem Gleichgewicht bringen wollen. Der sicher geglaubte Boden unter den Füßen beginnt zu schwanken. Diese Kräfte können faszinierend und blendend wirken, damit Menschen durch Begeisterung einseitig abgelenkt ihre Mitte verlieren. Andererseits kann die Hinwendung zu materiellen Gütern den Blick auf das Wesentliche im Irdischen verhindern, uns blind werden lassen für den Geist.
Kann es uns gelingen, an den Abgründen der Gegenwart das Gleichgewicht zu halten, die Mitte zu finden?
Vom Zeitgeist Michael geht eine anregende Kraft auf das Leben der Gedankenwelt aus. Es droht in kaltes maschinenhaftes Denken abzugleiten, in künstliche Intelligenz. „Die Herzen beginnen, Gedanken zu haben.“ So hat Rudolf Steiner die Wirksamkeit Michaels auf das Denken beschrieben. Die Michaelskirche ist ein Ort, an dem wir diese Gedankenkräfte zusammen entwickeln können, an dem wir Wege finden, die uns nicht aus dem Gleichgewicht bringen und an dem hoffentlich jeder seinen spirituellen Weg in Freiheit gehen kann. Dafür ist die Kirche vor 40 Jahren gebaut worden.
Wir haben ein Programm zusammengestellt, um an dieses Ereignis zu erinnern. Ein Michaelifest und Vorträge über die Wirksamkeit des Erzengels Michael sind Teile dieses Programmes. Nur wenige werden die Raumweihe miterlebt haben. In Erinnerung an diesen Tag werden wir uns mit dem Inhalt des Rituals beschäftigen.
Eine inspirierende Michaelizeit wünscht Ihnen, auch im Namen des Pfarrerkollegiums,
Ihr Christian Bartholl