Zeitschrift »Die Christengemeinschaft«

Wenn Treue nicht von selbst geschieht, nicht ein diffuser Instinkt oder gar eine Bequemlichkeit ist, sondern eine Willensentscheidung, dann hat sie eine Verbindlichkeit, die auch schwierige Situationen übersteht. Eine solche Treue ist naturgemäß riskant, aber sie ist auch heilsam und schöpferisch – eine echte Seelengröße.

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Milde hat mit Sanftmut, Weisheit und Nachsicht zu tun. Sie ist eine der stillen Eigenschaften, die wohl eher einem bedächtigen älteren Menschen zukommen als einem lebhaften jüngeren. Aber sie ist als einer der schönsten Wesenszüge des Ichs Auftrag für jede Selbstbildung, die auf ein tiefes und wohlwollendes Verständnis der Menschen und ihrer Schick­sale ausgerichtet ist.

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Mit der Kraft, die unser Leben speist, verhält es sich nicht unbedingt »ökonomisch«, denn Kraft ist kein Kapital, das man nach und nach verbraucht, und am Ende ist da nichts mehr. Vielmehr verhält es sich in vieler Hinsicht geradezu umgekehrt: Unsere Kraft wächst, wenn wir sie einsetzen. Wir sind es selbst, die unsere Kraftquelle speisen – und das geschieht manchmal wie eine Schöpfung aus dem Nichts.

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Nicht jede Gewohnheit ist etwas Gutes, aber
eine solche, die wir im Sinne einer Pflege in unseren
Tages- oder Wochenlauf integrieren, ist
es. Eine solche Gewohnheit begleiten wir nämlich
mit einem Bewusstsein, das uns das, was
wir regelmäßig tun, »kultiviert« tun lässt. Schon
allein in diesem Sinne gehört die Pflege zu den
besten »Taten« des Menschen.

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Wenn das Leben keinen Sinn mehr hat, droht die Depression. Aber nicht selten missversteht man dabei den Sinn, weil man ihn als Zweck denkt, in dem ein Nutzen oder Mehrwert liegt. Doch gerade, wo dieser fehlt, haben wir die Chance, Sinn zu finden. Das kann z.B. in der Schönheit sein, die ganz ohne Zweck ist.

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In der Möglichkeit, anderen Menschen etwas zu wünschen. was ihnen förderlich sein kann, erfahren wir auch im Alltag konkret unsere religiöse Kraft. Was sich bei Segnen in Wort und Gebärde der Welt um uns herum mitteilt, kommt zwar durch unser Bemühen in Bewegung, aber es geschieht nicht allein aus uns selbst - wir erbitten es von Gott her.

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Bei aller Gleichberechtigung wirken in unserem Alltag doch immer wieder die Hierarchien. Und wie oft bleibt hier der bittere Geschmack der Ungerechtigkeit zurück, wenn »die oben« ihre Macht spielen lassen. - Sich da auf die Tatsache zu besinnen, dass vor Gott alle Menschen gleich sind, bringt eine Freiheit, die uns auch für das Alltägliche stärkt.

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Auch wenn unsere Welt bis ins Kleinste erforscht ist, wird das Geheimnis in ihr nicht schwinden. Noch geheimnisvoller ist der Mensch und ist Gott selbst. Das aber dürfen wir positiv verstehen und brauchen nicht enttäuscht sein über den deus absconditus, den verborgenen Gott, der auch als prinzipiell unerkennbar verstanden wurde. Im Geheimnis nämlich liegt ein Reichtum, dem wir uns immer neu zuwenden können.

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Die Welt steht uns gegenüber und manchmal auch feindlich entgegen. Aber wir können nicht sein ohne sie und suchen beständig nach dem Gleichgewicht zwischen Abgrenzung und Vereinigung mit ihr. Es gehört zu unseren vorrangigen Entwicklungsaufgaben, trotz aller Widerständigkeit die Gemeinschaft mit unserer Umgebung zu finden, ohne uns von ihr vereinnahmen zu lassen. Wie machen wir das?

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Gerechtigkeit und Hilfe für Notleidende lassen sich einfordern. Der Rechts- und Sozialstaat kann auf dieser Ebene einiges ordnen und leisten. Aber das eigentliche Elend kann er nicht lindern. Das kann die Barmherzigkeit, denn nur in ihr liegt die Freiheit, die hilft, ohne damit nur ein Gesetz zu erfüllen, sondern allein deshalb, weil sich einer hat anrühren lassen – in seinem Herzen. Lässt sich das auch lernen und üben?

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